Wie können Christen wachsen – Teil 1

In dieser Predigt soll es darum gehen, wie Christen wachsen können, und es kann in einer Predigt kaum alles Wesentliche zu diesem Thema gesagt werden. Also fangen wir mit einigen Grundlagen an. Wir lesen Psalm 1:

 

1 Wohl dem, der nicht wandelt im Rat der Gottlosen noch tritt auf den Weg der Sünder, noch sitzt, wo die Spötter sitzen,

2 sondern hat Lust am Gesetz des Herrn und sinnt über seinem Gesetz Tag und Nacht!

3 Der ist wie ein Baum, gepflanzt an den Wasserbächen, der seine Frucht bringt zu seiner Zeit, und seine Blätter verwelken nicht. Und was er macht, das gerät wohl.

Psalm 1, 1-3

 

Jeder Bauer macht sich Gedanken um das Wachstum seiner Früchte und Tiere. Wir haben das nicht nötig, wir kaufen Fleisch und Tomaten ja im Supermarkt. Das ist so genau so klug wie einer, dem die Debatte um Atomstrom und erneuerbare Energien völlig gleichgültig ist, weil sein Strom ja aus der Steckdose kommt. Als Christen müssen wir bedenken, dass wir geistliches Wachstum und Früchte nicht von anderen kaufen können oder gar hinterhergeworfen bekommen. Wir müssen selber wachsen und Frucht bringen, wenn wir nicht vertrocknen, verdorren wollen. Es gibt aber kein Wachstum durch Leistung. Was leistet ein Baum? Er keimt aus einem kleinen Samen, streckt seine Wurzeln in die Erde und seine Blätter dem Licht entgegen, saugt Wasser und Nährstoffe auf und empfängt Wärme. Er leistet nichts und gibt doch viel.

 

Was lernen wir aus diesem Bild? Wie können Christen wachsen?

Verwurzelt im Wort Gottes

Durch Gottes Wort ist die Welt geschaffen, sein Wort erhält sie und sein Wort ist der gute Boden, in den wir gepflanzt sind. Menschen, die nicht an Gott den Schöpfer glauben, spotten gerne über die Dummen, die ehrlich sind und doch nur betrogen werden wollen. Wer ist gottlos? Los ist alles, was nicht angebunden ist. Wer sich nicht an Gott gebunden weiß, macht sich von Gott los und rät, was den Menschen schadet. Der Rat der Gottlosen beschließt den Weg der Sünde. Sünde trennt Menschen von Gott und Menschen. Und die Spötter verhöhnen das Elend der Menschen und verachten den Schöpfer, der das Wohl seiner Geschöpfe will. Ein billiger Witz auf Kosten anderer ist gerade gut genug, um von der eigenen Geist- und Lieblosigkeit abzulenken.

 

Wohl dem, der nicht wandelt im Rat der Gottlosen noch tritt auf den Weg der Sünder, noch sitzt, wo die Spötter sitzen.

 

Wer sich an Gott bindet, der spottet nicht, aber achtet darauf, was der Schöpfer will. Seine guten Absichten sind ihm so kostbar wie seine Geschöpfe, darum kann er sie nicht verachten,

 

sondern hat Lust am Gesetz des Herrn.

 

Er freut sich über seine Weisungen und Ordnungen und genießt sie von ganzem Herzen. Wie kann das sein? Ist das nicht die große Last der Juden und der Christen, dass sie immerzu Gesetze beachten müssen? Nein, das sollte unsere größte Freude sein. Und darüber müssen wir in der Tat nachdenken. Warum tun uns Gottes Gebote gut? Warum finden wir in seinen Grenzen Freiheit? Das ist eine Vollzeitbeschäftigung für das ganze Leben, und indem wir über das Gesetz Gottes nachdenken, schlagen wir tiefe Wurzeln im Wort Gottes. „O Gott, wie soll ich diesen furchtbaren Menschen lieben oder auch nur ertragen?“ und wir lesen: „Gebt, und es wird euch gegeben werden: ein gutes, gedrücktes und gerütteltes und überlaufendes Maß wird man in euren Schoß geben; denn mit demselben Maß, mit dem ihr meßt, wird euch wieder gemessen werden.“ (Lukas 6,38) und im Kolosserbrief: „Ertragt einander und vergebt euch gegenseitig, wenn einer Klage gegen den anderen hat; wie auch der Herr euch vergeben hat, so auch ihr!“ (Kolosser 3,13) . So gibt der gute Boden des Wortes Gottes uns Halt. „Herr, ich mag mich nicht, wie soll ich meinen Nächsten lieben?“ Da hören wir (aus Jeremia 31,3-5): „Ich habe dich je und je geliebt, darum habe ich dich zu mir gezogen aus lauter Güte. Wohlan, ich will dich wiederum bauen, dass du gebaut sein soll, du sollst dich wieder schmücken, Pauken schlagen und herausgehen zum Tanz. Du sollst wiederum Weinberge pflanzen an den Bergen Samarias; pflanzen wird man sie und ihre Früchte genießen“. Gott, Dein Schöpfer und Herr liebt Dich! So, wie er sein Volk Israel mit ewiger Liebe Jungfrau nennt, obwohl es ihn schon tausendmal betrogen hat, so liebt er uns. Ein ödes und zerschlagenes Land hat er wieder mit Freude gefüllt und wir werden wieder pflanzen und genießen. So redet das Wort Gottes unserem Herzen zu. So können wir wirklich Tag und Nacht über seinem Gesetz nachsinnen, nachdenken. Täglich haben wir Mühe mit anderen Menschen und uns selbst. Täglich wundern wir uns über Schönes und werden von Schwerem bekümmert. Das kann uns helfen, starke Wurzeln in Gottes Wort zu treiben, und ob wir das tun, ist nicht zuletzt unsere Entscheidung.

Bewässert durch Gottes Geist

Selbst das Bedenken und Bewegen von Gottes Wort kann zu trockener und fruchtloser Grübelei werden. Damit das nicht geschieht, sind wir auf seinen guten Geist angewiesen. Auch durch eifriges Lesen können wir aus Gottes Wort nicht nach Belieben Freude und Trost, Ermahnung und Erbauung gleichsam herauspressen. Es bleibt ein Wunder Gottes, wie er durch seinen Geist unser Herz erfrischt und sogar aus uns lebendiges Wasser strömen lässt, so dass wir andere trösten und aufbauen können. Warum erreicht ein bestimmter Vers unser Herz, den wir vielleicht schon oft gelesen und zu verstehen gemeint haben? Warum beunruhigt oder freut er uns erst jetzt? Es ist eben nicht möglich, die Wahrheiten Gottes wie Telefonnummern auswendig zu lernen. Sie müssen in unser Herz fallen, damit sie unser Denken und Handeln verändern können. Manchmal allerdings verändert auch schlichter Gehorsam unser Denken und unser Herz. Ohne Gottes Geist funktioniert es aber weder in der einen noch in der anderen Richtung und die Bibel bleibt ein trockenes Buch für uns ohne Bezug zu unserem Leben und zu unserer Mitte.

 

Wenn wir aber Gottes Liebe und Wahrheit aufrichtig in seinem Wort suchen, dann können wir sicher sein, dass Jesus sein Versprechen halten und uns durch seinen Geist trösten und lehren wird. Wie wir Gottes Wort in einer ganz neuen Qualität erfahren können, ist unter anderem in Johannes 14 zu lesen. Es geht ein Strom aus vom Heiligtum Gottes, der umso tiefer und breiter wird, je mehr wir uns hineinwagen und uns schließlich ganz umgibt und trägt. Ein mächtiger Strom des Lebens und keine trockene Papierflut!

Reife Frucht durch Liebe und Wahrheit

So stehen wir also fest in der guten Erde des Wortes Gottes und werden durch seinen Geist bewässert. Was braucht ein Baum noch, um zu wachsen? Er braucht Licht und Wärme, um zu wachsen. Er wächst gerade zum Licht und die Wärme der Sonne lässt seine Früchte reifen. Über Wärme und Licht erfahren wir viel in den Johannesbriefen, in denen es besonders um Liebe und Wahrheit geht. Die Wahrheit Gottes richtet uns aus und lässt Verkrümmtes gerade wachsen. Seine Liebe wärmt unser Herz und wird im barmherzigen Handeln unseren Geschwistern gegenüber sichtbar. Wir können und werden nicht wachsen, wenn wir Sünde im Verborgenen dulden und nicht an das Licht Gottes bringen, indem wir sie einander und vor Gott bekennen. Nur so kann Krummes gerade werden. Man sagt zwar zurecht, das Gott auf krummen Linien gerade schreibt, aber im Dunkeln lässt er nichts wachsen. Sein Licht und seine Wahrheit sind klar, aber nicht unbarmherzig. Er zerrt unsere Fehler und Schwächen nicht mit Vergnügen ans Licht und lässt uns dann hilflos stehen. Er liebt uns leidenschaftlich, deshalb hat er uns geschaffen, und durch seine Liebe will er uns gewinnen und verändern. So, wie die Wärme die Süße in die Trauben treibt, werden Menschen nur durch Liebe genießbar. Liebe will genossen und geübt werden. Theoretische Liebe gibt es nicht, sie zeigt sich immer ganz praktisch. Darum bleibt sie auch nicht fruchtlos. Wenn wir wieder auf unser Bild des Baumes schauen, dann können wir über die Früchte nachdenken, die zur rechten Zeit wachsen.

 

Früchte bieten Nahrung und Genuss. Es ist eine unbeschreibliche Freude, wenn an den mühsam gepflegten Pflanzen die erhofften Früchte wachsen und geerntet werden können. Dieses Erlebnis kann man nicht im Supermarkt kaufen. Was für ein Genuss, wenn die Früchte wohlgeraten und nicht mickrig oder voller Würmer sind. Gott liefert uns Nährstoffe, Wasser, Licht und Wärme und kann an uns Früchte wachsen lassen, wie wir es uns nicht träumen lassen können. Einerseits braucht es Zeit, bis Früchte wachsen, andererseits kann man bei guten Bedingungen mehrfach und im Überfluss ernten. Wir brauchen Geduld und Erwartung, beides!

 

Bäume haben nicht nur Früchte, sondern auch Blätter, die, wenn sie nicht verdorren und abfallen, Schatten spenden und frische Luft. In Hesekiel 43 lesen wir von den Bäumen, die an dem Strom stehen, der aus Gottes Heiligtum fließt, dass ihre Blätter heilende Wirkung haben. Gott lässt ganz besondere Bäume wachsen. Wir können solche Bäume sein; dass unsere Blätter nicht verwelken, wird uns im ersten Psalm versprochen – wenn wir über Gottes Wort nachdenken und dabeibleiben. Wir können einander Schatten und Heilung spenden – durch Gottes guten Geist.

Gerade gewachsen in Gemeinschaft

Nun stehen Bäume häufiger gemeinsam als einzeln in der Landschaft. Auch wir Christen stehen nicht für uns allein, sondern wir geben uns gegenseitig Schutz, wenn wir zusammenstehen. So wie die Bäume im Wald gerade wachsen und vom Sturm nicht gefällt werden, soll die Gemeinschaft uns stark machen. Es ist eine irrige Annahme, dass das Leben in der Gemeinschaft der Gläubigen uns mehr Kräfte entzieht als es uns schützt und stärkt. Wenn wir das manchmal anders erleben, dann nur darum, weil wir uns eben nicht in Liebe und Wahrheit gemeinsam zu Gott ausrichten, sondern Sünde, Groll und Unvergebenheit im Verborgenen dulden, gegeneinander arbeiten und dabei im schlimmsten Fall auch noch mit dem Wort Gottes aufeinander einschlagen. Das soll nicht so sein. In Psalm 92 hört sich das anders an:

 

13 Der Gerechte wird sprossen wie die Palme, wie eine Zeder auf dem Libanon wird er emporwachsen.

14 Die gepflanzt sind im Haus des HERRN, werden grünen in den Vorhöfen unseres Gottes.

15 Noch im Greisenalter gedeihen sie, sind sie saftvoll und grün,

16 um zu verkünden, daß der HERR gerecht ist. Er ist mein Fels, und kein Unrecht ist an ihm.

 

Ganz selbstverständlich sind die Gerechten im Haus des Herrn, in der Gemeinde eingepflanzt – und Bäume pflanzen sich (im Unterschied zu manchen Christen) nicht selbst irgendwo hin. Wer sich von Gott seinen Ort in der Gemeinde geben lässt, wird wachsen und gedeihen. Und zwar nicht, weil die Christen von sich aus so gut und liebenswert wären, sondern weil Gott uns versorgt und erhält. Individualität und Gemeinschaft können nicht gegeneinander ausgespielt werden. Ohne die Einzelnen wäre Gemeinschaft nicht möglich, und ohne Gemeinschaft gäbe es keinen von uns. Wir dürfen uns gegenseitig daran erinnern, dass der Herr gerecht ist. Wir sollen tätige Liebe untereinander mit Ausdauer üben. Dann werden wir grünen und nicht grün vor Ärger über unsere Geschwister.

Vom Baum der Erkenntnis zum Baum des Lebens

Bäume spielen eine besondere Rolle im Reich Gottes, im bildlichen ebenso wie im direkten Sinn. Es beginnt im Paradies mit dem Baum der Erkenntnis und dem Baum des Lebens. Wir sind durch die Sünde von Gott getrennt, seit Adam und Eva vom Baum der Erkenntnis gegessen haben, weil sie sein wollten wie Gott. Wir haben genau so ungern wie Adam oder Eva einen Herrn über uns, dem wir Gehorsam und Rechenschaft schulden. Wir möchten auch manches besser wissen als Gott. Beispielsweise könnten wir uns darüber ärgern, welchen Weg Gott mit den Menschen gegangen ist und heute noch geht oder warum Jesus gekreuzigt werden musste und was das mit uns zu tun hat. Ist das nicht ein Menschenopfer gewesen?

 

Nein, es ist gerade anders herum: Gott opfert sich selbst für die Menschen, um ihren Tod zu verhindern und ihnen ewiges Leben wiederzuschenken. Der Heilsplan Gottes ist ein Wunder seiner Liebe zu den Menschen. Das Volk Israel ist der ursprüngliche Träger des Heilsplanes Gottes und wird auch als Ölbaum dargestellt. Als Christen sind wir nur auf diesen Baum aufgepfropft. Jesaja benutzt das Bild vom „Stumpf Isais“, vom Baumstumpf, aus dem ein neuer Trieb hervor wächst. Dieses Bild deuten wir auf Jesus, der selber vielfach Bäume als Bild nutzt. Jesus erzählt das Gleichnis des Senfkorns unseres Glaubens, aus dem ein großer Baum wird, der für viele Tiere Lebensraum und den Menschen Schatten bietet. Palmen stehen an vielen Stellen der Bibel für üppiges Leben und Freude, wie beim Einzug Jesu nach Jerusalem, als die Menschen Jesus zujubelten. Am Ende der Zeit wird eine unüberschaubare Volksmenge vor ihm stehen und ihn mit Palmen in ihren Händen mit lauter Stimme anbeten und loben. Wir gehen auf ein gewaltiges Fest der Freude zu, das wir in Gemeinschaft feiern werden!

 

Der Baum des Lebens steht immer noch im Paradies, und in der Offenbarung lesen wir, dass Jesus der Gemeinde in Ephesus sagt: „Wer überwindet, dem werde ich zu essen geben, von dem Baum des Lebens, der im Paradies Gottes ist.“ Das bedeutet, dass sie, die überwinden und bei Jesus bleiben, das ewige Leben erhalten. Am Ende der Bibel lesen wir von den Menschen, die den Opfertod Jesu annehmen und Vergebung in Anspruch nehmen, indem sie ihre von Sünde beschmutzen Kleider im Blut des Lammes reinwaschen: „Glückselig, die ihre Kleider waschen, damit sie ein Anrecht am Baum des Lebens haben und durch die Tore in die Stadt hineingehen!“ Nämlich in das himmlische Jerusalem, das von der Herrlichkeit Gottes erfüllt ist. Es klingt seltsam, dass Kleider in Blut gewaschen werden sollen, aber das ist die Logik Gottes, dass wir nur dann ein Anrecht auf ewiges Leben haben, wenn wir akzeptieren, dass Jesus wegen uns und an unserer Stelle den Tod erlitten hat – an einem Baum. Es kostet uns das Leben, wenn diesen äußersten Einsatz Gottes für uns gering achten. Wenn wir aber darauf verzichten, es besser wissen zu wollen als Gott und die Vergebung durch Jesus annehmen, wird er uns durch ihn vom Baum des Lebens zu essen geben.

 

Wir sind in Gottes Wort gepflanzt; wir werden vom Heiligen Geist gewässert, so dass unser Glaube nicht staubtrocken bleibt. Wir wachsen durch das Licht der Wahrheit und der Liebe Jesu, indem wir seine Vergebung annehmen und weitergeben. Wir schützen uns gegenseitig und dürfen in der Gemeinschaft im Haus des Herrn grünen und gedeihen. Wir leben in der Ewigkeit gemeinsam vor unseren Herrn Jesus, der uns selber vom Baum des Leben zu essen gibt! Amen.